Nutzungsüberlassung an Miteigentümer als Mietverhältnis mit Mieterrechten

  1. Überlässt eine Miteigentümergemeinschaft gemeinschaftliche Räume einem ihrer Mitglieder vertraglich gegen Entgelt zur alleinigen Nutzung, kommt hierdurch regelmäßig ein (Wohnraum-)Mietverhältnis zustande (Anschluss an BGH, Urteile vom 08.01.1969 – Az. VIII ZR 184/66; vom 17.12.1973 – Az. II ZR 59/72; vom 15.09.1997 – Az. II ZR 94/96; vom 11.09.2000 – Az. II ZR 324/98; vom 15.09.2010 – Az. VIII ZR 16/10). Auf ein derartiges Mietverhältnis sind die zum Schutz des Mieters vorgesehenen gesetzlichen Bestimmungen anzuwenden.
  2. Dem wirksamen Zustandekommen eines solchen Mietvertrags steht nicht entgegen, dass der Miteigentümer hieran sowohl auf Mieterseite als auch - neben anderen Miteigentümern - auf Vermieterseite beteiligt ist (Bestätigung und Fortführung der Senatsurteile vom 27.04.2016 – Az. VIII ZR 323/14, WuM 2016, 341 Rn. 18 mwN; vom 24.08.2016 – Az. VIII ZR 100/15, BGHZ 211, 331 Rn. 21).
  3. Der Erwerber eines Miteigentumsanteils tritt in ein zwischen der Miteigentümergemeinschaft und einem oder einzelnen ihrer Mitglieder bestehendes Wohnraummietverhältnis gemäß § 566 Abs. 1 BGB ein (Bestätigung des Senatsurteils vom 23.11.2011 – Az. VIII ZR 74/11, NZM 2012, 150 Rn. 23 mwN). Dies gilt auch, wenn die mietvertragliche Regelung nicht als Belastung des Miteigentumsanteils im Grundbuch eingetragen ist (§ 1010 Abs. 1 BGB).
  4. Eine auf den Fortbestand eines (Wohnraum-)Mietverhältnisses zwischen einer Miteigentümergemeinschaft und einem oder einzelnen ihrer Mitglieder gerichtete Feststellungsklage muss nicht gegen sämtliche Mitglieder der Miteigentümergemeinschaft erhoben werden, wenn nur einzelne von ihnen das Bestehen eines Mietverhältnisses in Abrede stellen (Anschluss an BGH, Urteile vom 26.10.1990 – Az. V ZR 105/89; vom 04.04.2014 – Az. V ZR 110/13).

BGH, Urteil vom 25.04.2018 – Az. VIII ZR 176/17

 

Kategorie: MIETRECHT