Gemeingut Kölner Plätze

10.11.2017
Konrad Adenauer, Vorsitzender des Vorstands

Konrad Adenauer, Vorsitzender des Vorstands

Wir haben in diesem Jahr den 50. Todestag meines Großvaters und den 100. Jahrestag seiner Wahl zum Oberbürgermeister begangen, vor allem in seiner Vaterstadt Köln. Das Kölnische Stadtmuseum zeigt die Ausstellung „Konrad der Große“, durch die ich viele, sehr interessierte Gruppen geführt habe und für die unsere Familie sehr dankbar ist. Der Konrad-Adenauer-Preis ist zum ersten Mal nicht an eine Person, sondern an eine Stadt verliehen worden, die Stadt Liverpool. Die Begründung dafür lautete, dass diese Stadt 1952, also vor 65 Jahren, die erste Städtepartnerschaft mit Köln eingegangen ist und ihre Bürger im vergangenen Jahr ganz überwiegend gegen den Brexit gestimmt haben. Man hätte ruhig hinzusetzen können, dass Liverpool im Kulturbereich besonders erfolgreich neue Wege beschritten hat, indem sie z. B. eine Dependence der Tate Gallery in London gegründet und das Stadtmuseum auf besondere Aspekte wie z. B. den Sklavenhandel und den Bau der Titanic neu ausgerichtet hat, vielleicht ein Impuls für unser neues Kölnisches Stadtmuseum.

Zu Adenauers Haupterrungenschaften für Köln zählt die Gründung der Kölner Messe 1924, zu der schon schnell die ANUGA gehörte. Jetzt war ich sehr erstaunt zu hören, dass in Messezeiten die Hotelpreise in Köln explodieren. Selbst in kleinen Hotels steigen die Übernachtungspreise auf bis zu 1.000 Euro. Wenn solche Übertreibungen stimmen sollten, ist das skandalös und bedarf dringend einer Korrektur durch das Hotelgewerbe.

Kürzlich konnte man lesen, was die Stadt Köln die Unterhaltung und die häufigen Reparaturen des Roncalli-Platzes und ähnlicher Plätze kostet. Ich frage, ob diese Kosten nicht vollständig auf die zahlreichen besonderen Nutzer dieser Plätze übergewälzt werden könnten, von denen die Schäden stammen. Das käme dann zu der Platzmiete hinzu. Überhaupt ist zu überlegen, ob die Stadt ihre Plätze so intensiv vermarkten soll. Sie werden damit dem Gemeingebrauch der Passanten entzogen.

Das gilt übrigens auch für die vielen Großveranstaltungen wie Marathon, c/o pop Festival und die zahlreichen Weihnachtsmärkte, die den öffentlichen Raum über die unzähligen Baustellen hinaus dem Bürger entziehen. Der Allgemeinheit ist ihre Bewegungsfreiheit wichtiger als das Vergnügen weniger und die paar Euro mehr in der Stadtkasse.

Was die zahlreichen Vorschläge und Pläne für einen reibungsloseren Fahrradverkehr angeht, so ist sehr gut zu überlegen, wie man die Rechte der einzelnen Verkehrsteilnehmer ausgestaltet. Bei aller erfreulichen und notwendigen Förderung des Fahrradverkehrs kann man ihm nicht überall den Vorrang vor Autofahrern und Fußgängern einräumen. Diese stellen immer noch die ganz überwiegende Mehrheit dar. Ganz gewiss müssen die vorhandenen Fahrradwege instand gesetzt und besser miteinander verbunden werden. Sie sind oft unterbrochen und der Radfahrer kann die Fortsetzung nicht mehr erkennen. Besonders gefährlich ist das Radfahren in der Dunkelheit bei unserer ziemlich schlechten Straßenbeleuchtung und den defekten und hindernisreichen Wegen. Man könnte sich mit viel mehr weißer Leuchtfarbe behelfen und Bordsteinkanten und andere gefährliche Stellen hervorheben. Das kostet fast nichts. Auch mehr Kunstlicht tut unbedingt Not.
Der Zustand der Fahrradwege ist symptomatisch, auch Straßen und Gehwege verkommen. Ganz vereinzelt und eher zufällig wird hier und da etwas repariert. Von einer Planung ist nichts zu erkennen.

Dafür holzt man aber die Bonner Straße ab, für eine Bahnlinie, die kein Bürger gewünscht hat und die man besser gleich unter die Erde gelegt hätte, um sie dann ab dem Bonner Verteiler nach Meschenich oberirdisch zu führen. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass man hier an den Bedürfnissen der Bürger vorbei aus Dickköpfigkeit einen alten Plan umsetzen will, anstatt ihn auszusetzen.

Der Kalker Tunnel soll noch ein gutes Jahr weiter, bis Ende 2018, renoviert werden, eine Schande für die Stadt und die Baufirmen. Die in Kürze startende Restaurierung der Mülheimer Brücke wird für ein Chaos sorgen. Dies alles ist „beste Kölner Handarbeit“. So viel Pech kann doch kein Zufall sein?!

Wenn Sie diese Zeilen lesen, beginnt schon die Zweckentfremdung vieler öffentlicher Plätze für sechs Wochen, genannt Weihnachtsmärkte. Es lebe das Geschäft!

Noch gar nicht adventlich gestimmt

Ihr

Konrad Adenauer
Vorstandsvorsitzender